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Die ästhetische Medizin muss sich in vielerlei Hinsicht intensiver mit ethischen Fragen beschäftigen als andere Fachbereiche

Die moderne ästhetische Medizin und ihre ethischen Herausforderungen

Die ästhetische Medizin muss sich in vielerlei Hinsicht intensiver mit ethischen Fragen beschäftigen als andere Fachbereiche. Wann ist ein Eingriff gerechtfertigt, wenn es „nur“ um Schönheit geht? Wie lassen sich Nutzen und Risiken abwägen? Fragen wie diese sind in diesem Bereich nicht neu, aber neue Entwicklungen lassen sie wieder stärker in den Vordergrund treten.

Neue Trends werfen neue Fragen auf

Wann stößt die ästhetische Chirurgie an die Grenzen der Medizinethik? Diese Frage sorgt schon lange für Kontroversen und es ist fraglich, ob es jemals eine eindeutige Antwort darauf geben kann. In wohl kaum einem Bereich sind die ethischen Grenzen der Medizin so unscharf wie hier. Ästhetische medizinische Eingriffe können sehr wohl der Gesundheit dienen. Aber dabei geht es meist nicht vordergründig um die physische Gesundheit, sondern um die psychische und soziale.

Was als optischer Makel wahrgenommen werden kann, kann durchaus eine psychosoziale Belastung bedeuten und wenn ein medizinischer Eingriff das beheben kann, darf durchaus von der nötigen Indikation gesprochen werden. Allerdings häufen sich in vielen Praxen die Fälle, bei denen das Problem mit dem vermeintlichen Makel seinen Ursprung nicht im realen Leben hat.

Der Grund ist die schöne, neue digitale Lebenswelt. Sie ist wichtiger Bestandteil oder sogar Lebensmittelpunkt vor allem junger Menschen. Waren es früher meist Menschen im fortgeschrittenen Alter, die sich an immer deutlicher hervortretenden Alterserscheinungen störten, sind es nun zunehmend junge Menschen mit Hang zur perfekten Selbstdarstellung, die die Praxen aufsuchen. Was sie als Makel sehen, ist häufig ein ganz normales Erscheinungsbild – aber es entspricht eben nicht dem digital nachbearbeiteten perfekten Selbstbild, das auf Facebook, Instagram & Co. gepostet wird.

Die Frage nach den eigenen ethischen Grenzen stellt sich für viele Mediziner angesichts des Wunsches das Erscheinungsbild dahingehend zu optimieren, dass es einem digitalen Ideal entspricht, noch dringlicher. Die Frage nach der Indikation lässt sich dadurch in Zukunft sicher nicht leichter beantworten.

Alternativen und Aufklärung sind wichtig

Auch in der ästhetischen Medizin stehen heute mehr und vor allem schonendere Verfahren zur Verfügung. Nicht immer bedarf es einer aufwendigen Operation, auch minimal oder nicht-invasive Methoden liefern vielfach Ergebnisse, die die Patienten zufriedenstellen.
Ein Beispiel ist die Augenliedstraffung. Als zentraler und besonders ausdrucksstarker Bereich des Gesichtes ist die Augenpartie in der ästhetischen Medizin ein stark nachgefragter Behandlungsbereich – auch bei immer mehr männlichen Patienten.

Bei der üblichen Herangehensweise ist eine Lidstraffung dabei ein vergleichsweise kleiner Eingriff, der in der Regel ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden kann. Die Risiken sind dabei gering und Komplikationen sehr selten. Mediziner dürfen sich dadurch aber nicht dazu verleiten lassen, Eingriffe leichtfertig durchzuführen und Aufklärung und Information zu vernachlässigen. Denn gerade auch im Bereich der Lidstraffung bieten sich bei weniger ausgeprägten Problemen wirksame Alternativ-Methoden zum Eingriff an. Thermage-Verfahren, Botox, Eigenfett-Einspritzung oder Laserbehandlung sind schonende, aber oft ausreichende Behandlungsmethoden. Gute Praxen weisen offen auf sie hin und beraten ihre Patienten ausgewogen.

Ähnlich wie bei der Lidstraffung verhält es sich auch bei vielen anderen Behandlungsbereichen. Für Mediziner wird es mit immer mehr Behandlungsalternativen in Zukunft eine noch größere Herausforderung sein, im Interesse des Patienten alle Möglichkeiten im Blick zu behalten.